Wohnen für Betagte, Ismaning
Mehrfachbeauftragung
Erste und zweite Bieterrunde
02/2022, 04/2022
Bauherr
Baugesellschaft München Land
Die Gemeinde Ismaning hat vor einigen Jahren eine neue Seniorenwohnanlage direkt am Bahnhofsplatz errichtet. Nachdem der Bedarf deutlich gestiegen ist und die Kapazitäten nicht mehr ausreichen, soll in fußläufiger Entfernung an der Ecke Adalperostraße/ Aschheimer Straße eine neue seniorengerechte Wohnanlage mit ca. 60 Mietwohnungen geschaffen werden.
Konzept und Leitidee
Das Seniorenwohnprojekt geht über das Konzept des klassischen Pflegeheims hinaus und versteht sich als Ort der Nachbarschaft mit hoher Lebensqualität für Selbstbestimmtes Wohnen. Vier Gebäudeteile mit barrierefreiem und teilweise rollstuhlgerechtem Wohnen gliedern sich um den zentralen Gartenhof. Dorthin lagern sich die Gemeinschaftszonen an, die als Treffpunkt für die Bewohnergemeinde den Mittelpunkt des Zusammenlebens darstellen.
Gartenhof als Begegnungsort
Der Gartenhof ist der Ort, in dem sich die zukünftigen Nutzer*innen einander begegnen, sich aufhalten und bewegen, ihre Umgebung wahrnehmen. Mit der Konzipierung des Hofes als Obst- und Kräutergarten mit differenzierten Aufenthaltszonen wird die bisher im Bebauungsplan dafür vorgesehene gemeinschaftliche Fläche ausgehdehnt und offeriert so eine großzügigere Begrünung. Sie wird von Unterbauung freigehalten und gibt dadurch den Bäumen des Obstgartens die Möglichkeit, sich optimal zu entfalten und gedeihen. Durch die Auswahl heimischer Pflanzenarten mit verschiedenen Blüh- und Erntezyklen haben Die Bewohnerinnen und Bewohner die Möglichkeit, den Garten in verschiedenen Jahreszeiten beobachten und aktiv daran teilzuhaben.
Gemeinschaftsräume und Laubengang als Kommunikationszone
Die gesamte Ergeschosszone des zur Adalperostraße gewandten Baukörpers nimmt die Gemeinschaftsräume auf – dort, wo der Kontakt zur umgebenden Nachbarschaft hin am stärksten ausgeprägt ist. An der Ecke zur Aschheimer Straße platziert sich an einer Stelle mit gutem Bezug zur Öffentlichkeit der große Gemeinschaftsraum mit zugehöriger Freiterrasse und bietet so viel Möglichkeit zur Interaktion mit anderen Quartiersbewohnern. Der Haupt- und Bewohnereingang zu den Gemeinschaftsfunktionen erfolgt gartenzugewandt.
Kommunikation und Austausch stellen im gesamten Entwurf wichtige Themen dar. Die Erschließung der Wohnungen in Form eines Laubengangs ist bewusst an die zum hofinneren gewandten Gebäudeseiten gesetzt und schreibt das Konzept der Gemeinschaft fort. Da der Laubengang nicht nur als notwendige Erschließung verstanden wird, ist dieser größzügiger als die üblichen Flure dimensioniert. Mit Aufweitungen und Nischen, die den jeweiligen Wohnungen zugehörig sind, erhält diese Zone eine tatsächliche räumliche Qualität. Sie lädt zum Verweilen ein und schafft für die Bewohnerinnen und Bewohner die Möglichkeit für Begegnungen in ihrem Alltag.
Wohnform
Das Ankommen und die vertikale Haupterschließung zu allen obergeschossigen Wohnungen erfolgt jeweils gesammelt an den Stellen, an denen zwei Teilgebäude miteinander verbunden sind. Die gewählten Wohnungstypologien folgen dem Prinzip: die Küche bzw. der Essplatz haben einen Bezug zum Laubengang und bieten die Möglichkeit zum Ausblick in den Gartenhof und Partizipation am Geschehen außerhalb der Wohnung, während die privaten Räume in die hofabgewandten Seiten orientiert sind. Die Wohnungen bieten freie Durchblicke zu zwei Himmelsrichtungen, Wohnungen an den Gebäudeenden in drei Richtungen. Laubengangseitig gibt es Nischen zur räumlichen Differenzierung und Raum für die Bewohner: für Aufenthalt oder beispielsweise als Stellfläche für Gehhilfen. Die Typologie Haus B lagert die Wohnküche und den zugehörigen privaten Freiraum an der Kommunikationszone und offeriert damit einen besonderen Bezug zum Gartenhof.
Marianne Sigl, M.A. Architektur
Sophia Schwechheimer, B.Sc. Landschaftsarchitektur