Stadtplatz 70,, Mühldorf am Inn
Wohn- u. Geschäftsgebäude
Baujahr
1996
Bauherr
Stadt Mühldorf
Geschoßflächen
Wohnfläche: 820 m²
Gewerbliche Nutzung 321 m²
Umbauter Raum: 6.123 m²
Entwicklung des Nutzungskonzeptes unter Berücksichtigung der räumlichen Qualität der vorhandenen Bausubstanz; damit konnten die hier erforderlichen Eingriffe möglichst gering gehalten werden.
Schaffung von hochwertigen freundlichen Wohn- und Arbeitsräumen im Stadtplatzbereich, mit viel Tageslicht trotz beengter innerstädtischer Situation.
Erhalt und Sanierung des zur „Wies“ hin gelegenen Gewölberaumes mit böhmischen Kappengewölben.
„Wieder-erlebbar-machen“ der stadtplatzseitigen Arkaden mit historischen Farbfassungen.
Gestaltung der Stadtplatzfassade nach historischen Befunden
„Aumüllerhaus“, Haus 1
Das historische, unter Denkmalschutz stehende Wohn- und Geschäftshaus stammt im Kern aus der Zeit um 1500 und ist in seinen wesentlichen Teilen erhalten geblieben.
Dieses spätmittelalterliche Haus mit Vorschussmauer und Grabendach (Inn-Salzach-Bauweise) erhielt im Zuge der Restaurierungen seine stadtplatzseitigen Arkaden wieder.
In den ersten Innenhof gelangt man durch einen Fletz (überwölbte Passage).
Die historischen Gewölberäume im Erd- und Untergeschoss mit Zugang vom Stadtplatz wurden mit einer Treppe verbunden und können zum Beispiel als Café und Feinkostverkauf genutzt werden. Zum Hof hin schließen sich Gästetoiletten und der Personalbereich an. Direkt vom Verkaufsraum aus wird das Untergeschoss erschlossen. Der Raum mit einem vorhandenen Tonnengewölbe könnte in Verbindung mit der Nutzung im Erdgeschoss zum Beispiel für Weinverkauf genutzt werden.
Das erste und zweite Obergeschoss werden im Bereich zum Stadtplatz hin gewerblich genutzt. Die beiden übereinander liegenden Büroeinheiten können über eine Wendeltreppe miteinander verbunden werden. Die zum Innenhof nach Süden gelegenen, teilweise überwölbten Wohnungen wurden nach den Auflagen des Denkmalschutzes restauriert, ebenso wurden die zum Innenhof orientierten Loggien in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt. Die Wohnungen erhalten so einen einmaligen Charakter. Die im ersten Obersgeschoss gelegene, als Lourdes-Grotte ausgebildete Hauskapelle wurde ebenfalls restauriert. Die zentrale Treppe führt zusammen mit einem Lichtschacht ins Dachgeschoss. Hier bringt eine großzügige Wohnung mit weitgehend offenem Grundriss die historische Dachkonstruktion mit Bindern aus dem 16. Jahrhundert und die Dachformen des Grabendaches zur Geltung. Durch geringes Anheben der Vorschussmauern und Kommunwände ist diese Veränderung nach außen hin nicht erkennbar. Von Süden wird die Wohnung durch drei Fenstertüren belichtet, durch die man auf die neu angelegte Dachterrasse gelangt.
„Mittelhaus“, Neubau Haus 2
Über den ersten Innenhof gelangt man zum „Mittelhaus“. Der Eingang befindet sich in der Passage, die beiden Innenhöfe miteinander verbindet. Im Erdgeschoss liegt eine kleine Gewerbeeinheit mit Büronutzung. In den beiden darüber liegenden Geschossen befinden sich jeweils eine nach Süd-Westen orientierte Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnung, mit Orientierung zu den beiden Innenhöfen. Im Dachgeschoss befindet sich eine Ein-Zimmer-Appartement.
„Auf der Wies“, Neubau Haus 3
Das Haus 3, „Auf der Wies 7a“ ist sowohl von der Wies, als auch über die Innenhöfe vom Stadtplatz aus zu erreichen. Der denkmalgeschützte Gewölberaum im Erdgeschoss wurde mit großen statischen Aufwendungen saniert und bietet Platz für eine großzügige Atelierwohnung. Die erforderlichen Nebenräume ziehen sich entlang des Innenhofes bis zum „Mittelhaus“.
In den Obergeschossen befinden sich 1,5- und Zwei-Zimmer-Wohnungen, die zum Innenhof und nach der Wies orientiert sind.
Im Dachgeschoss befinden sich die Speicherabteile für Haus 2 und 3.
Außenanlagen
Bei der Gestaltung der Außenanlagen wurde viel Wert auf eine helle und freundliche Gestaltung der Innenhöfe sowie der Durchgänge gelegt.
Durch die Verwendung von hellen Granatplatten mit Kleinsteinpflaster in Verbindung mit hell gehaltenen Wandflächen konnte viel Licht in diese Bereiche gebracht werden.
Die Begrünung von Teilbereichen der Kommunwände sowie Sitzbänke ergänzen die freundlichen Atmosphäre.
Rudolf Miklautz, Dipl.-Ing. Arch. (Univ.)
Mitarbeit:
Kirsten Neubauer, Dipl.-Ing. (FH)