Art
Realisierungswettbewerb, Bebauungsplan

Preisgericht
06/2016

Bauherr
KIESA Quetschwerk GmbH & Co. Betriebs-KG, Unterföhring

Städtebauliche Leitideen
Die Baustrukturen des vorliegenden Entwurfes orientieren sich in Bezug auf ihre Höhe und Raumbildung an der Umgebung. Dem Plangebiet liegt – anders als teilweise im umgebenden Bestand – ein klares und einfaches Ordnungssystem zugrunde.
Es wird ein robustes städtebauliches Gerüst vorgeschlagen, welches zu einer guten Orientierung im Inneren führt und über den zu erwartenden längeren Realisierungszeitrum auch ganz unterschiedliche Lösungen sowie völlig autarke und flexible Baubschnitte zuläßt.
Den Grundbaustein der städtebaulichen Struktur bildet ein eigenständig realisierbares  und unterschiedlich gestaltbares Quartier mit ca. 70m x 50m und einer (bei Wohnnutzung) überschaubaren Nachbarschaft von ca. 70 WE.

Das Plangebiet wird in O-W-Richtung durch unterschiedlich interpretierte Grünflächen in überschaubare Abschnitte gegliedert. Diese Grünzäsuren sind entlang einer frei formulierten, verkehrsfreien Mittelzone untereinander vernetzt.
Die 4-geschossigen Ränder der Quartiere begleiten den öffentlichen Straßenraum, schirmen gegen den Lärmeintrag der Umgebung ab und öffnen sich zum ruhigen, inneren Grün. Jedes Quartier ist mindestens einem Grünbereich direkt zugeordnet. Aus einer Mischung von punktförmiger Bebauung und Blockrandbebauung entsteht ein attraktives Angebot unterschiedlicher Wohnformen (von Geschosswohnungsbau unterschiedlichster Ausprägung bis hin zu möglichen, III-geschossigen Stadthäusern, auch real teilbar) in einem durchgrünten Wohnumfeld.   Die Höhe der Gebäude beträgt durchgehend drei bzw. vier Geschosse, nur der nord-westlichste Kopfbau signalisiert die Einfahrt in die Mitterfeldallee nach Unterföhrung-Ost durch ein zusätzliches Geschoss. Die Innenhöfe bieten den Anwohnern ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität. Jeder Hof kann individuell gestaltet werden und trägt so maßgeblich zur Identitätsbildung bei.

Die Nahversorgungs- und Dienstleistungsangebote (Vollsortimenter, Discounter, Drogeriemarkt) werden konzentriert und kompakt an der Münchner Straße mit wahrnehmbarer Adresse angesiedelt. Die Einzelhandelseinrichtungen umschließen einen lärmgeschützten (Markt-) Platz und bilden das Entrée ins Wohngebiet. Mit einem zentralen Café, einer Bäckerei und einem Kiosk kann hier ein attraktives Quartierszentrum entstehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Osten runden im Erdgeschoss ein Getränkemarkt sowie ein Sanitätshaus und eine Apotheke das Angebot ab. An die Mittelzone angebunden, vor Lärm geschützt und umgeben von Grün ist die Unterbringung einer Kindertagesstätte vorgesehen. Der notwendige Abstand zur Hochspannungsleitung wird einhalten.
Ganz im Südosten des Plangebiets ist im EG Raum für nicht störende Nicht-Wohnnutzung, beispielsweise für weiteren Gemeinbedarf oder Gesundheit (integrierte Einrichtungen für Kinder und Jugendliche / Versammlung oder Bürgertreff / auch Fitness-Studio o. dgl.).

Grün- und Freiflächenkonzept
An den zentralen O-W-Grünzug sind unterschiedlich dimensionierte und gestaltete Grünräume angegliedert. Diese Grünflächen sind durch eine durchgehende Wegeverbindung untereinander vernetzt und stellen gleichzeitig die Anbindung an die Umgebung her.
Die Parks erhalten durch ihre Ausgestaltung unterschiedliche Charaktere – so sind im Osten ein Pappelwäldchen und eine Blumenwiese geplant, in unmittelbarer Nähe zur Kita eine Ballspielwiese (es wäre wünschenswert, den vorgesehenen Abenteuerspielplatz der Kita außerhalb der Kita-Öffnungszeiten für die Allgemeinheit zu öffnen). Im Zentrum des Quartiers wird der bestehende Grünzug von Süden kommend fortgesetzt und im Norden mittels einer Fußgängerbrücke an die Wohngebiete nördlich der Mitterfeldallee angebunden.
In östlicher Verlängerung der Neubruchstraße wird eine F+R-Unterführung unter der Bahn in Richtung des künftigen Sportparks vorgeschlagen. Der Kreuzungsunkt der O-W- mit der S-N-gerichteten Wegeverbindung könnte mit einer Wegemarke / Kunst im öffentlichen Raum als Treffpunkt ausgestaltet werden. Die privaten Grünflächen sind zur Erhöhung der Privatheit und zur Freiflächendifferenzierung um ca. 50 cm angehoben vorgeschlagen.

Ökologie und Nachhaltigkeit
Die Baukörper sind als einfache Kuben ohne kleinteilige Versprünge geplant, was der Wirtschaftlichkeit und dem Energiehaushalt dienlich ist. Die Dachflächen zum Innenbereich können als Gemeinschaftsterrassen genutzt und sollten ansonsten zum Regenwasserrückhalt und als Klimapuffer extensiv begrünt werden.
Ausgleichsflächen sind im Bereich der Nord-Süd-gerichteten Grünbereiche im ökologischen Verbund mit dem nördlichen Wall denkbar. Aufgrund des Nutzungsdrucks auf den Grünflächen in Folge der gewünschten Baudichte sollte der ökologische Ausgleich jedoch hauptsächlich außerhalb des Baugebiets stattfinden.
Die Unterbauungen durch Tiefgaragen beschränken sich auf die Bauquartiere. Die öffentlichen Grünflächen bleiben vollständig frei von Unterbauungen.
Das Oberflächenwasser der Wohnquartiere kann in Sickermulden in den jeweils angrenzenden Grünbereichen geleitet werden. Weitere Vorgaben zum Energiekonzept (Passivhaus) oder z.B. zur Grauwassernutzung könnten im B-Planverfahren verankert werden.

Erschließung und Verkehr
Die Erschließung erfolgt von im Wesentlichen von Norden und Süden, die innere O-W-Verbindung des Plangebiets bleibt überwiegend grün und verkehrsfrei. Das Einzelhandelsangebot wird gebündelt über einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich (Tempo 20 km/h) und ca. 77 oberirdischen Stellplätzen mit zusätzlichem Stellplatz-Angebot in Tiefgaragen erschlossen. Die Anlieferung der großen Märkte erfolgt eingehaust auf der unteren Geländeebene von Norden und Süden (siehe Detailgrafik).
Die Straßäckerallee im Norden wird innerhalb des Plangebiets nach Süden verlängert, als schnelle Fuß- und Radwegeverbindung in die Ortsmitte (auch für die Anwohner südlich der Neubruchstraße) sowie als Stichstraße von Norden und Süden mit oberirdischem Stellplatzangebot für die Neubürger (Poller-Trennung). Sollten sich die verkehrlichen Rahmenbedingungen später einmal ändern, könnte die Straße dann ggf. auch durchgängig geöffnet werden.
Ein Ringschluss ganz im Osten trägt zur gleichmäßigen Verteilung des Quellverkehrs aus dem Plangebiet und aus der Neubruchstraße zu den unterschiedlichen Tageszeiten in unterschiedliche Richtungen bei.
Schleich- und Durchgangsverkehre sind hierdurch nicht zu erwarten, da der (Um-) Weg über den Ringschluss mit einer Ampel an der Neubruchstraße nicht schneller sein wird, als die Wartezeit auf der Mitterfeldallee in Richtung Münchner Straße (ab Einfahrt in das Plangebiet) und – in umgekehrter Fahrtrichtung – auch nicht schneller als das Rechtseinbiegen von der Münchner Straße in die Mitterfeldallee. Unterstützt wird dies durch den Vorschlag für Tempo 30 auf den neuen Wohnstraßen.
Der ruhende Verkehr wird größtenteils über Tiefgaragen organisiert, Besucherstellplätze sind oberirdisch fahrbahnbegleitend angeordnet. Fahrradabstellplätze werden z.T. oberirdisch, z.T. in der Tiefgarage und in Kellerräumen untergebracht.
Das flächensparende Erschließungssystem unterschreitet die Ansätze der Auslobung deutlich. Hierbei ist auch die klare Trennung von gewerblichem Verkehrsaufkommen und Verkehr durch Wohnnutzung hervorzuheben.

Wettbewerb 2019
Goergens Miklautz Partner GmbB
als Entwurfsverfasser:
Gert F. Goergens, Dipl.-Ing. (Univ.) DWB Architekt
Christian Weigl, Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt und Stadtplaner
Anne Baumgartner, Dipl.-Ing. (Univ.) Landschaftsarchitektin
als Mitarbeiter:
Vanessa Dörges, M. Sc. Stadtplanerin

Verkehrsberatung
Dipl.-Ing. August Janello, München[/two_third_last