Paul-Gerhardt-Allee WA 2, München, Wettbewerb 2. Preis
Realisierungswettbewerb Baugebiet WA 2 (4) im Planungsgebiet Paul-Gerhardt-Allee in München
Preisgericht
Okt 2017 – 2.Platz
Bauherr
DEMOS Wohnbau GmbH
Das Baugebiet WA 2(4) bezieht seine Sonderstellung durch die östliche Randlage mit Ausrichtung zum Landschaftspark nach Osten und Süden und als direkter Fassung des Quartiersplatzes im Westen. Auf der im Wesentlichen 4-geschossigen Basis entwickeln sich zwei 6-geschossige Bauteile in klarer Setzung nach Osten und Süden. Der 7-geschossige Baukörper ist in seinen Dimensionen achsial auf die Straßenachse der U-1721 ausgerichtet. Durch die vorgeschlagene Kürzung der Südausdehnung soll eine zu starke räumliche Einengung des Angers C vermieden werden. Wo möglich und zulässig, treten die höheren Baukörper nach außen vor und werden damit auch plastisch ablesbar.
Neben der überwiegenden Wohnnutzung sind zwei Nutzungsbereiche im EG herausgehoben: Die Kindertageseinrichtung an der Südwest-Ecke und die EG-Zone im Bereich des Quartiersplatzes.
Grundrisskonzeption Wohnungen
Es sind je Treppenhaus im Regelfall ≥ 4 Wohneinheiten pro Geschoss vorgesehen. Die überwiegend in Querrichtung durchgesteckten Treppenhäuser ermöglichen einen hohen Fassadenanteil der Wohn- und Schlafräume. So gelingt es, den weit überwiegenden Anteil der Wohnräume wie gewünscht nach Süden oder Westen zu orientieren. Der hohe Anteil durchgesteckter Wohnungen hat den Vorzug beidseitiger Orientierung sowohl zum Hof als auch nach außen. Die damit verbundene Querlüftungsmöglichkeit trägt zur Erhöhung des Wohnwertes bei. Die privaten Freiräume sind in ganzer Breite den Wohnräumen vorgeschaltet und erlauben einen vor Einblicken geschützten Aufenthalt im Freien.
Die Treppenhäuser mit jeweils einläufigen Treppen sind im Regelfall im EG durchgesteckt. Mit dem vorgelagerten Durchladeraufzug ist das um 1 m angehobene Erdgeschossniveau überall barrierefrei erreichbar.
Der Treppenraum ist übersichtlich und großzügig durch ein Treppenauge auch von oben belichtet und dennoch wirtschaftlich im Flächenverbrauch. Den Treppenhäusern sind erdgeschossige Abstellräume für Fahrräder und Kinderwägen zugeordnet.
Gestaltung / Fassade
Von den 14 Hauseinheiten wurden jeweils 2-3 Baukörper gestalterisch zusammengefasst. Dadurch wird eine angemessene Differenzierung erreicht, ohne in eine zu kleinteilige Maßstäblichkeit zu verfallen.
Aufbauend auf den überwiegend durchgesteckten Grundrissen sind als private Freiräume teilweise nach beiden Seiten Loggien vorgeschlagen. So entsteht an der Außenfassade eine ruhige, flächige, urbane Haltung, die nur durch wenige, plastisch geringfügig hervortretende Erker aufgelockert wird.
Als Fassadenmaterial werden an den Außenfassaden Klinkerriemchen vorgeschlagen. Die Farbpalette reicht von einem gedeckten Ziegelrot in vier Abstufungen bis hin zu einem hellen Sandton. Die EG-Zone erhält überwiegend den kräftigeren Ziegelton, der zudem an der Platzseite (Richtung U1722) vollflächig eingesetzt wird.
Die Innenhoffassaden sind in Anlehnung an die Gründerzeitvorbilder einfacher gehalten und sind, mit Ausnahme der Klinkerfassade im Erdgeschoss als Kratzputzoberfläche mit unterschiedlichen Strukturen vorgesehen.
Die Farbgebung für Fenster, Geländer und Jalousetten bzw. Rollläden in einem warmen Rotbraunton ergänzt harmonisch die Farbskala der Außenfassaden.
Die durchgehenden, vertikal gegliederten Fensterelemente im Kontext der Lochfassade folgen einem abwechslungsreichen Duktus durch die einfache Addition eines Grundelementes von 75 cm/ 150 cm bis hin zu 225 cm. Die Loggien halten dieses Grundraster ein und fügen sich somit in die Rhythmik der Fassaden ein. Die vertikale Gliederung erfolgt über subtile Differenzierungen.
Als spielerisches Element werden Brüstungen an Loggien und Fenstern, alternativ massiv oder als Stabgeländer, ausgebildet. Dadurch bleiben die Vorteile einer Kältebrückenvermeidung erhalten. Zudem erhält die Fassade in ausgewählten Bereichen (z.B. bei Loggien oder Fahrradräumen) perforierte Wände in Form von spanischen Wänden bzw. Stahlbetonfertigteilen.
Konzept Sonderbereiche
Quartiersplatz
Um das urbane Potential des Quartiersplatzes aufzuwerten, wird vorgeschlagen, im zentralen Bereich der Platzfront den Gemeinschaftsbedarf für das ganze Quartier in einer flexibel organisierbaren Fläche (280 m²) zusammenzufassen. Dieser Gemeinschaftsbereich ist niveaugleich mit der Platzfläche angelegt. Der Bodenbelag des Platzes könnte in diesen Bereich hinein verlängert werden.
Die zusammenhängende Fläche kann in unterschiedliche Bereiche gegliedert werden. Neben einem Veranstaltungsraum sind Jugendräume, Kinderspielzonen, Fitness, Tischtennis und Musikübungsräume vorstellbar und wünschenswert.
Über 4 Stufen kann die höherliegende Freifläche zum Wohnhof als Außenfläche mitgenutzt werden. Bei einer Raumhöhe von fast 4 m und einer Fläche von 280 m² stellt dieser Bewohnertreff eine hochattraktive Bereicherung für das gesamte Quartier dar.
Kindertageseinrichtung
Die Kindertagesstätte ist wie gewünscht im EG der Südwestecke des Pentagons vorgesehen. Gruppenraum für Kita und Kikri sowie Multifunktionsräume sind als altersgemischte Einrichtung vorgesehen. Der Gruppenraum für Kita und Kikri sowie die Multifunktionsräume sind mit der vorgelagerten, tiefen Gartenfläche nach Südosten orientiert.
Der Eingangsbereich mit großzügigem Vorfeld und überdachtem Zugang liegt im südwestlichen Baukörper am Anger nur ca. 50 m entfernt von den Parkbuchten für den Bring- und Holverkehr. Die Verwaltungs- und Funktionsräume sind im südwestlichen Bauteil platziert. Bei einer Raumhöhe von knapp 4 m und beidseitiger Belichtung ist eine hohe Aufenthaltsqualität gesichert.
Freianlagen
Anger C
Im Anger C werden die Richtungen der Wege aus dem angrenzenden Bereich nach Möglichkeit aufgenommen und fortgesetzt. Auf der zentralen Grünfläche ist für die Bewohner des südwestlichen Bauteils ein Spielbereich vorgesehen. Der Zugang zur Kita ist großzügig gestaltet und bietet eine große Zahl von Fahrradstellplätzen.
Innenhof
Der Innenhof ist geprägt von fließenden Formen und bildet damit einen Kontrapunkt zu der geradlinigen Blockbebauung. Unterschiedliche Materialien, Beläge und Pflanzfelder wechseln sich ab und entwickeln bei einheitlicher Formensprache ganz unterschiedliche Charaktere innerhalb der einzelnen, in sich geschlossenen Felder, die an Blütenblätter erinnern.
Geschlossenere Bereiche wechseln mit offenen Strukturen, Pflanzstreifen unterschiedlicher Höhen und Ausformulierungen (Blühsträucher, Gräser, Bodendecker, etc.) wechseln mit Rasen-, Sand- oder Rieselflächen. Dadurch bietet der Hof, gerade für Kinder, eine Vielzahl von Spiel- und Nutzungsmöglichkeiten, aber auch für Ältere die Möglichkeit zum Rückzug in ruhigere Bereiche. Spiel- und Sportgeräte sind besonders gestalteten Bereichen zugeordnet und machen den Hof zu einem attraktiven Aufenthalts-, Kommunikations- und Spielraum.
Aufkantungen an geeigneten Stellen unterstreichen die schwingenden Formen und ermöglichen innerhalb der Felder eine leichte Geländemodellierung und damit eine zusätzliche Überdeckung der Tiefgarage für die Pflanzung von größeren Bäumen. Gleichzeitig dienen diese Aufkantungen als langgestreckte Sitzgelegenheiten mit Holzauflagen.
Die „Blütenblätter“ sind locker von kleinen bis großen Bäumen überstellt. Für die Bepflanzung sind Acer platanoides- und Acer rubrum-Sorten, Zierkirschen und Liquidambar vorgesehen. Diese sind gut geeignet für die Pflanzung in der Stadt und bieten im Frühjahr sowie im Herbst ein beeindruckendes Farbenspiel.
Dach
Alle Wohnungen mit Dachzugang erhalten eine großzügige Dachterrasse bzw. einen Dachgarten. Zusätzlich besteht für alle Bewohner das Angebot, auf einer Parzelle auf dem gemeinschaftlichen Dach des Westflügels Kräuter oder Gemüse anzubauen, oder die Dachterrasse mit Pergola z.B. für Grillfeste zu nutzen. Für die intensive Begrünung ist ein Dachaufbau von 40- 80 cm vorgesehen, der z.B. auch gestaffelt werden kann, um die Bepflanzung mit Bäumen zu ermöglichen. Alle übrigen Dachflächen erhalten eine extensive Dachbegrünung mit der Möglichkeit, Sonnenkollektoren und Photovoltaikelemente aufzustellen.
Kita
Die großzügig dimensionierten Freiflächen der Kita sind nach Süden ausgerichtet und haben damit eine optimale Orientierung. Ein Zugang direkt vom Anger aus ermöglicht den Eltern das Abholen ihrer Kinder auch direkt aus dem Garten.
Gert F. Goergens, Dipl.-Ing. (Univ.) DWB Architekt u. Stadtplaner
Christian Weigl, Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt u. Stadtplaner
Anne Baumgartner, Dipl.-Ing. (Univ.) Landschaftsarchitektin
Mitarbeiter:
Hedi Nick, Dipl.-Ing. (FH) Architektin
Florian Brummann, Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt
Can Ren, M.Sc. Städtebau
Lukas Sambataro, B.Eng. Landschaftsarchitektur