Togal-Werke, München, Wettbewerb 3. Preis
Planungswettbewerb
Preisgericht
09/2011 – 3. Preis
Auslober
BHG Wohnbau GmbH, München
Das Quartier zwischen Montgelas-, Törring-, Ismaninger- und Händelstraße wird geprägt durch teils offene, teils geschlossene Randbebauung, die einen ruhigen Innenhof umschließen. Die durchschnittliche Traufhöhe liegt bei etwa 15 m. Die denkmalgeschützte Villa – ehemalige Gastwirtschaft Betz – ist sowohl als Einzeldenkmal von Bedeutung, als auch im Zusammenwirken mit der etwa zeitgleich entstandenen Bürgermeistervilla und dem Bundesfinanzhof, beide eingebettet in großzügige Parkanlagen.
Entwurfsgrundlagen
Freistellung und Rehabilitierung der Villa Betz. Städtebauliche Fassung durch Straßenrandbebauung mit moderater Höhenentwicklung, welche die Traufhöhen der Nachbarbebauung aufgreift und weiterführt. Bewusster Verzicht auf die Traufhöhenfestsetzung des Bebauungsplans zu Gunsten der stimmigen Interpretation Theodor Fischers gem. Staffelbauplan, der eine Höhenentwicklung von 15 m vorsieht. (Ausnahmemöglichkeit Ismaningerstraße). Klare Baukörper mit ruhiger Fassadengestaltung umschließen den großzügigen Innenhof.
Erschließung
Zur Erschließung der Hofanlage sind vier Zugänge konzipiert. Zwei Treppenaufgänge seitlich der Villa von der Törringstraße aus – in freier Interpretation der historischen Grundkonzeption – ein Hauptzugang durch das zweigeschossige Portal von der Ismaningerstraße sowie ein Zugang von der Händelstraße gegenüber dem Eingang zum Bürgermeisterpark. Zugänge und Durchwegung sind so überlegt und durchgestaltet, dass ein Einblick in die privaten Terrassen und Gärten nicht möglich ist. In den Nachtstunden kann die Durchwegung durch Gartentore vermieden werden. Die verkehrliche Erschließung erfolgt von der Törringstraße über ein sehr übersichtliches TG-Splitlevelsystem von dem alle Treppenhäuser und Aufzüge auf kurzem Weg erreichbar sind. Alle Wohnflächen, Büroflächen und Nebenflächen sind barrierefrei erreichbar und gestaltet.
Funtionales Konzept
Büroflächen, Ladenflächen
Die geforderten Büroflächen sind in einem eigenständigen 4-geschoßigen Baukörper an der Ismaningerstraße zusammengefasst. Der Haupteingang erfolgt über den großzügigen, zweigeschossigen Durchgang. Eine zweite Vertikalerschließung liegt an der Nordwestecke und ist bei kleinteiligem Flächenbedarf durch einen zweiten Aufzug nachrüstbar. Die Ladenflächen im EG sind getrennt oder zusammengefasst nutzbar. An der Ecke Törring-, Ismaningerstraße wird als Reminiszenz an die ehemalige Gastwirtschaft Betz ein neues Café/Bistro Betz vorgeschlagen. Eine vielversprechende Option in diesem Teil Bogenhausens mit der vorgeschlagenen Außenmöblierung im denkmalgeschützten Vorgartenbereich. Die Büroflächen sind im Raster von 1,35 m angelegt, vielfältig aufteilbar, bis hin zum Großflächenbüro.
Wohnen
Neben den Wohnungen in der Villa mit ihren geschützten Terrassen und Gartenflächen werden drei unterschiedliche Wohnbaukörper angeboten. Ein Großteil der Wohnungen ist dem U-förmigen Baukörper parallel zur Händelstraße angeordnet. Die 4 Geschoße + Terrassengeschoß werden über nur zwei vom Hof zugängliche Vertikalkerne erschlossen.
Nahezu alle Wohnungen mit unterschiedlicher Größe und Zuschnitt sind nach Südwesten mit prächtigem Ausblick zum Bürgermeisterpark ausgerichtet mit großzügigen, uneinsehbaren Loggien und überwiegend durchgesteckten Grundrissen ausgestattet. Die Grundrisse sind sehr flexibel konzipiert mit immer außen liegenden Küchen und soweit möglich außen liegenden Nasszellen. Die Anordnung der Tiefgarage erlaubt es den Erdgeschoßwohnungen einen Streifen von ca. 6,5 m im UG den Wohnungen zuzuordnen und für Hobby, Fitness usw. zu nutzen. Dies kann durch direkte Treppenverbindung (wie im Grundriss angedeutet) oder über den Kellerzugang erfolgen. Großzügige Penthousewohnungen mit umlaufenden Dachterrassenflächen unter Flugdach. An der Südwestecke ist eine Gemeinschaftsterrasse vorgeschlagen mit Blick in den Bürgermeistergarten und Innenhof (Schattenzone mit Pergola!). An der Südostecke im EG Angebot für ein Atelier (Freiberufler!).
An der Törringstraße Wohnbaukörper traufgleich mit westlichem Anbau. Drei Vollgeschoße mit jeweils 2,5- und 3- Zimmerwohnungen mit großen Loggien nach Südwesten bzw. Südosten. Im Sockelgeschoß neben TG-Zufahrt und Zugang Atelierbereich mit Schaufenster für freie Berufe. Im obersten Geschoß große Penthousewohnung mit Dachterrasse Südwest und Südost. Als westlicher Abschluss des Innenhofes – analog restliche Nachbarbebauung, zweigeschossiges Gartenhaus mit zurück gesetztem Penthouse. (Abstandsflächen nach Westen). Die Wohnungen mit zentralem Treppenhaus (TG-Verbindung) sind so konzipiert, dass die EG-Wohnungen jeweils einen eigenen Gartenbereich haben. Die Wohnungen im 1. OG sind als Maisonettewohnungen geplant mit Innentreppe zum Penthouse und großzügiger Dachterrasse. Durch die Tieferlegung des Zuweges von der Törringstraße wird eine Störung der EG-Nutzung sowohl für den Neubaukörper, als auch für die Nordwesteckwohnung in der Villa vermieden. Damit weisen alle Wohnungen höchste Wohnqualität und großzügige, geschützte private Freiräume auf.
Freianlagen
Großer Wert auf Erhaltung des Baumbestandes an der Ismaningerstraße und an der Südwestecke des Innenhofes. Spundwände im Abstand von + 1,50 m von den bisherigen Baufluchten. Vorschlag zur Umgestaltung der Törringstraße mit beidseitigem Parkangebot und Baumpflanzung. Reduzierung Fahrbahn auf die erforderliche Verkehrsbreite von 6,5 m. Klare Gliederung der Hofflächen in gemeinsame Bewegungs- und Spielflächen und private Terrassen und Vorgärten. Abgewandelte Motive der historischen Einfriedung mit Heckenhinterpflanzung zum Schutz der Privatbereiche. Freistellung des St.-Georg-Brunnens im Achsenkreuz der Wege vor grüner Kulisse der Beetzvilla. Eingänge zur Villa mit differenziert gestalteten Vorzonen. Sitzmauer als Grenze Garten und Platzfläche mit integrierter Beleuchtung und begleitender Baumreihe (Pflanztiefe ausreichend vorhanden durch Splitlevelsprung in TG). Arten und Sorten im Plan. Bodenbelag aus zweifarbigem Mosaikpflaster in freier richtungsloser Ornamentform. Spielplatz im Pflasterbelag eingelassen.
Fassadengestaltung
Neubauten
Adaption und Abwandlung gestalterischer Vorgaben aus der Geschichte und Nachbarschaft. Thema Sockelgliederung durch Bossenstruktur (Bundesfinanzhof, Bürgermeistervilla, Villa Beetz) im Neubaubereich durch hinterlüftete Natursteinfassade aus Kehlheimer Auerkalk. Jeweils darüber Putzfassade im Spare-Dash-System mit Naturstein-beimischung aus Kehlheimer Auerkalk. Neuinterpretation Lochfassade (durch Verwandtschaft Altbau – Neubau, aufbauend auf Proportionsstudien (zweiteilige und dreiteilige Fensterelemente). Durch Einsatz massiver Brüstungen für die Loggien, ruhiges geschlossenes Erscheinungsbild, weitgehender Sichtschutz.
Villa Beetz: Abweichend von der Befunduntersuchung, die zeituntypisch erscheint, Vorschlag Farbgestaltung sandfarben in feinen Stufen zum Sockel tiefer abgetönt. Holzkastenfenster zeittypisch in dunkelrot-braunem Hochglanzanstrich.
Brandschutz
Das Projekt ist so konzipiert, dass eine Befahrung des Innenhofs durch Rettungsfahrzeuge nicht erforderlich ist. Alle Wohnungen mit jeweils zur Straße durchgesteckten Grundrissen. Das Gartenhaus im Westen mit zwei Vollgeschoßen und Penthouse kann mit Tragleitern erreicht werden.
als Entwurfsverfasser:
Gert F. Goergens, Dipl.-Ing. (Univ.) DWB Architekt u. Stadtplaner
Christian Weigl, Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt und Stadtplaner
als Mitarbeiter:
Hedi Nick, Dipl.-Ing. (FH) Architektin
Florian Brummann, Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt
Christian Dech, Dipl.-Ing. (FH) Stadtplanung
Claudia Ruf, Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin