Art
Nicht offener städtebaulicher und landschaftsplanerischer Wettbewerb

Preisgericht
03/2025

Auslober
Stadt Germering

Allgemein
Der Wettbewerbsgegenstand „Kreuzlinger Feld“ im Westen der Stadt Germering umfasst eine ca. 13,25 ha große Baufläche, auf der ein urbanes Stadtquartier mit einer Schule, Einrichtungen der Kinderbetreuung, Einzelhandelsflächen und Wohnungsbau geplant ist.

Städtebaulicher Leitfaden
Das Baugebiet ist in neun individuell ausgeformte Wohnquartiere und in die Sondernutzungen untergliedert. Die Quartiersgrößen und die Körnung der Bebauung vermitteln zwischen dem benachbarten Bestand und den Anforderungen an wirtschaftlichen Wohnungsbau. Der Stadtgrundriss des Bestands ist in Ost-West-Richtung von den linearen Strukturen der Bahn sowie der Landsberger und Alfons-Baumann-Straße geprägt. In Nord-Süd-Richtung dominieren bei Wohnquartieren im Bestand gebrochene oder gekrümmte Formen. Beides spiegelt sich in den Quartiersumrissen der Neuplanung wieder. Die aus der Umgebung abgeleitete Formgebung der Quartiere führt zu einer willkommenen Aufweitung und Aufwertung der Wohnhöfe im Inneren, und gleichzeitig zu einer Öffnung der grün dominierten Erschließungsräume (F+R) zur Umgebung und zum Hauptgrünzug des Plangebiets. Die differenzierten, identitätsstiftenden Quartiere sowie der Lebensmitteleinzelhandel und die Grundschule säumen den Hauptgrünzug in Ost-Westrichtung. Die Kindertagesstätte im Süden ist der weiterführenden Grün- und Wegeverbindung zum südlich angrenzenden Schulcampus zugeordnet. Der Lebensmitteleinzelhandel und die Grundschule sowie die westlich gegenüberliegende Wohnbebauung begrenzen den Platzauftakt im Westen (Vorschlag „Wochenmarkt“). Weitere Quartiersplätzchen rhythmisieren und gliedern den Verlauf des Grünzugs und stellen ein Gelenk nach Süden (zum bestehenden Schulcampus) sowie ein Entrée im Osten (in Richtung Stadtmitte) her.

Verkehrsanbindung, Erschließung und Parkierung
Das Bebauungskonzept kommt mit einem Mindestmaß an neuen Erschließungsflächen für den Fahrverkehr aus. Einzig eine neue bahnparallele Erschließung im Norden und im Übrigen die bestehenden Umgebungsstraßen erschließen das Baugebiet ausschließlich von außen. Das Plangebiet bleibt im Inneren vollständig frei von Fahrverkehr (Ausnahme: Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge).

Die geforderten Stellplätze werden in der erforderlichen Stückzahl oberirdisch entlang der öffentlichen Straßen sowie unterirdisch in Tiefgaragen nachgewiesen. Oberirdische Stellplätze von Sondernutzungen werden fahrtrichtungsneutral in Kopfparkbuchten vorgesehen, im Übrigen bei Wohnnutzung zur Reduzierung der Straßenraumquerschnitte in Längsparkbuchten. Zur Begrenzung der Geländeunterbauungen ist bei Wohnquartieren jeweils 1 Stellplatzreihe unterhalb der Gebäude geplant, die soweit erforderlich als Duplex-Stellplätze ausgebildet werden können. Die Tiefgaragenstellplätze sind auf kurzem Weg witterungsgeschützt und barrierefrei an jedes Treppenhaus angebunden. Da die Höfe um ca. 50 cm angehoben werden (siehe auch Freianlagenkonzept), reduzieren sich der Eingriff in den Boden, die Grundwassernähe sowie die Rampenlängen von TG-Zufahrten entsprechend.

Mobilität
Jedes Wohnquartier verfügt im Erdgeschoss an der jeweiligen Erschließungsseite (an der Bahnparallele im Norden und an der Alfons- Baumann-Straße im Süden) über eine großzügige gemeinschaftliche Mobilitätsstation für Räder und Lastenräder, mit Elektroladestation und Reparaturtheke. Zusätzlich erhält jede Hausgemeinschaft einen dem jeweiligen Hauszugang zugeordneten Raum für Kinderwägen, Buggys, Tretroller, Rollatoren und dgl. Weitere Fahrradstellplätze sind an den Zugängen im Freien sowie im Untergeschoss vorgesehen. Die PKW-Stellplätze an der Straße werden mit E-Ladestationen und Sharing-Angeboten vorgeschlagen.

Sperrgrundstücke
Die Baustruktur ist auch bei einem Wegfall der potenziell nicht zur Verfügung stehenden Grundstücke tragfähig. Es existieren keinerlei Abhängigkeiten. Die städtebaulichen Bausteine bleiben intakt und der Immissionsschutz gewährleistet. Die nördliche Erschließung parallel zur Bahn ist im Nordosten autark an die Kreuzlinger Straße angebunden und erhält eine Wendemöglichkeit vor dem Sperrgrundstück im Inneren des Plangebiets.

Immissionsschutz
Jedes Quartier, auch in Teilbauabschnitten, ist in Hinblick auf den Immissionsschutz autark herstellbar. Im Norden geschieht dies durch bauliche Abschirmung zur Bahnlinie und zur Landsberger Straße in Verbindung mit einer Grundrissorientierung von Aufenthaltsräumen nach Süden (geringere Gebäudetiefe). Im Süden wird der erforderliche Abstand der Neuplanung zum bestehenden Parkplatz der Sporthalle mit Vereinssportnutzung (Flur Nr. 153) eingehalten. Die geplante Sporthalle der neuen Grundschule im Südwesten des Plangebiets schirmt den Sportplatz von der östlich benachbart vorgesehenen Wohnbebauung ab. Der Lärmeintrag der bestehenden Feuerwehr wird durch die Gebäudestellung aus den Innenhofbereichen der Wohnquartiere ferngehalten. Eine Grundrissorientierung der Wohnnutzung über dem Markt nach Süden und abschirmende Bauteile an Fassaden der Wohnbebauung östlich der Feuerwehr ergänzen die Maßnahmen.

Freiraumkonzept
Die geplanten Quartiere werden von der zentralen Grünachse getragen, die als grünes Rückgrat fungiert. Sie verbindet das Planungsgebiet in West-Ost-Richtung mit den bestehenden Wohnquartieren und verzahnt die Quartiere mit der Umgebung. Den Auftakt bildet im Osten ein kleiner Quartiersplatz, der das Entrée für das gesamte Neubaugebiet darstellt. In direkter Verlängerung der Kleinfeldstraße verbindet es das bestehende Stadtgebiet mit der neuen Bebauung. Im Inneren der Landschaftsachse bieten unterschiedliche Nutzungsangebote und Treffpunkte eine große Aufenthaltsqualität für alle Bewohnergruppen (Abenteuer- und Wasserspielplatz, Bouleplatz, Spiel- und Liegewiese, Fitnesspfad). Über nach Norden und Süden ausgreifende grüne „Arme“ werden die Räume zwischen den Quartieren an den Bestand angebunden. Besonders breit (besser „großzügig“?) angelegt ist dabei im Zentrum der Achse die Verbindung zur Kita („Wäldchen“). Endpunkt der Landschaftsachse ist der Schulcampus, verbunden mit dem Marktplatz im Westen. Hier ist die größte Dichte von Urbanität und Öffentlichkeit zu erwarten, da an diesen Platz nicht nur die Schule und der Verbrauchermarkt angrenzen, sondern auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite durch die Anlagerung von kleinen Gewerbeeinheiten (z.B. Änderungsschneiderei, Papeteriebedarf, Friseur o.ä.) ein Publikumgsmagnet entstehen kann. Optisch ist mit dem Marktplatz das Ende der Achse noch nicht erreicht, da durch die Öffnung der Bebauung auf der Westseite des Starnberger Weges der Blick weiter bis zum Horizont schweifen kann.

Städtebau und Freiraumplanung
Goergens Miklautz Partner GmbB, München

Christian Weigl, Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt und Stadtplaner
Anne Baumgartner, Dipl.-Ing. (Univ.) Landschaftsarchitektin
Olga Ulanovskaya, Dipl.-Ing. (Univ.) Landschaftsarchitektin
Qianzi Yang, M.Sc. Urbanistin